Der Werkstattsanierungs- und -Erweiterungsbau
Das Werkstattgebäude beiheimatete vor Beginn der Bauarbeiten die Arbeits- und Lagerräume für die Kostümabteilung, die Requisite, die Werbeabteilung, die Tischlerei, die Schlosserei, den Malsaal und die Dekoration. Rund 20 Mitarbeiter*innen (Theatermaler*innen, Schlosser, Tischler, Maßschneiderinnen und Gewandmeisterinnen, Requisiteur*innen) arbeiteten in dem Gebäude.
Und: es war ein wunderbares Gebäude: beim hindurch gehen begegneten Farbkleckse auf den Fußböden als Überbleibsel entstandener Kulissen, besondere und lieb gewonnene Kostümteile zeugten von geübter Schneider*innenkunst, gebaute Requisiten erinnerten an beliebte, aufwendige, anspruchsvolle Inszenierungen, Schwerter ließen Bühnenkämpfe vorm inneren Auge entstehen und und und. In den letzten 60 Jahren war das Werkstattgebäude Inszenierungsschauplatz, bestaunte Station vieler Führungen, geheimer Mitarbeiter*innen-Kinosaal und, und, und.
Unser Werkstattgebäude stammte aus den 1950er Jahren. Genauer gesagt, 1959. In diesem Jahr wurde es fertig gestellt. 1959? Richtig! Das Jahr in dem das Stadttheater Senftenberg in Theater der Bergarbeiter umbenannt wurde – dies aber nur am Rande...
Seit jeher haben sich die Grundmauern unseres Werkstattheims nur wenig verändert, denn seit seiner Erbauung erfolgten lediglich zwei modernisierende Baumaßnahmen: 1989 wurde die Schlosserei als Ergänzungsanbau errichtet, im Jahr 2000 wurden im Rahmen einer Teilsanierung die Fenster und der Außenputz erneuert. Grundsätzlich befindet sich das Gebäude also nach wie vor auf dem Stand der 1950er Jahre. Ein MakeOver hat die Brutstätte all unserer Kostüme, Kulissen und Requisiten also allemal nötig
Die nun umfassenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten sollen zum einen die derzeit bestehenden bzw. über die Zeit entstandenen Schäden beseitigen. Zum anderen sollen die Baumaßnahmen für die dringend nötige Vergrößerung der Räume sorgen. Denn die fehlende Montagehalle und die zu kleinen Werkstatträume sorgten bisher für Einschränkungen in unserem Produktions-, Proben- und Spielbetrieb und dies bei gestiegenem Anspruch und Herausforderungen. So müssen unsere Tischler z.B. beim zurechtsägen besonders langer Bretter und Latten bis dato das Fenster öffnen damit diese Platz haben. Unser Malsaal verfügt zwar über eine Galerie, von der aus unsere Theatermaler*innen die Kulissen schauen, um zu überprüfen, ob sie wirken. Im Umfang ist diese aber zu klein.
Darüber hinaus verfügt unser Malsaal auch nicht über die ausreichende Größe um beispielsweise Bühnenbilder vorzumontieren. Dies geschieht an unserem Haus mit den sogenannten Werkstatttagen. Bei diesen arbeiten alle Gewerke auf der jeweiligen Bühne zusammen, denn erst dort kann das angefertigte Bühnenbild zum ersten Mal zusammengebaut werden. Für unseren Spielbetrieb bedeutet das die Blockade der jeweiligen Spielstätte für ca. 1 Woche. Gehen Sie von ca. 12 bis 14 Premieren in einer Spielzeit aus, dann finden Sie schnell heraus, dass wir in 12 bis 14 Wochen in einer Spielzeit nur einen eingeschränkten Spielbetrieb haben. Das sind gute 3 Monate bei einer Spielzeitdauer von neun Monaten, wird uns so ein Drittel Spielzeit geklaut.
Hinzu kommt das Bühnenbilder nur zerlegt den Malsaal verlassen können um dann wieder montiert zu werden, denn die Türen sind zu klein, um größere Teile in Gänze auf die jeweilige Spielstätte zu transportieren.
Und und und…
Wir brauchen also dringend größere Räume um den gestiegenen (Raum-)Anforderungen gerecht zu werden. 6,5 Millionen Euro bekommen wir dafür aus der Förderrichtlinie „Strukturentwicklung Lausitz“ der Staatskanzlei des Landes Brandenburg (ILB) und 1,1 Millionen Euro fließen aus Eigenmitteln dafür in die Baumaßnahmen. Begonnen haben diese im März 2022. Rund zwei Jahre sollen die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten dauern. Angedacht sind im Erdgeschoss vergrößerte Werkstatträume für die Tischlerei und die Schlosserei, sowie ein Montagesaal. Im Untergeschoss entsteht Platz für zentrale Sanitärräume sowie Lager- und Technikräume. Im Obergeschoss wird der Malsaal entstehen, der nun endlich auch eine entsprechende Galerie bekommen wird. Bei der Neugestaltung des Raumes wird ebenfalls die Funktionalität als Veranstaltungsort mitgedacht. Die Schneiderei bekommt ebenfalls im Umfang erheblich erweiterte Räume im Obergeschoss.
Vorgesehen – und das ist neu – sind unmittelbare Außenzugänge für die Anlieferung, sowie mehrere Lastenaufzüge über alle Geschosse des neuen Werkstattgebäudes. Denn bisher gibt es weder noch.
Für die gesamte Umbauphase werden die rund 20 Mitarbeitenden und ihre Arbeitsplätze in Interimswerkstätten auf dem Theaterhof bzw. in Hörlitz umziehen.
Die Kostümabteilung sowie die Requisite bezogen mit ihren Werkstätten Container, die sich auf dem Theaterhof befinden. Unser gesamtes Requisitenlager, das sich früher im Keller des Werkstattgebäudes befand, ist nach Hörlitz umgezogen. Hunderte Kisten wurden über mehrere Tage gepackt und nach Hörlitz verfrachtet. Überlebensgroße Brieecken aus Schaumstoff, abgeschnittene Fingerattrappen, Schreibmaschinen, Fotoapparate, Schwerter und und und. All das haben wir fein säuberlich verpackt und umgezogen.
Ebenso dorthin gezogen sind unsere Tischlerei, die Schlosserei und die Dekoabteilung – alle drei samt Gerät. Sägen, Kräne, Schweißgerät…ab sofort werden im Außenlager die Grundgerüste und Stoffe für unsere Bühnenbilder gefertigt.
Die Werkstattsanierung & -erweiterung der neuen Bühne Senftenberg feiert Halbzeit.
Vor nunmehr einem Jahr begannen die Bauarbeiten am ersten in der Förderrichtlinie „Strukturentwicklung Lausitz“ geförderten Projekt, das die neue Bühne Senftenberg gemeinsam mit den vielen Partnerinnen und Partnern realisiert – und viel hat sich seither im hinteren Theaterhofbereich getan.
In Anwesenheit der Chefin der Staatskanzlei des Landes Brandenburg Ministerin Kathrin Schneider, des Landrats Siegurd Heinze, des Bürgermeisters Andreas Pfeiffer und vielen mehr will das Senftenberger Theater sowohl bisher Erreichtes aber auch die Zukunft bei einem Werkstattrichtfest am 12. Juli um 11 Uhr feiern.
In Anwesenheit des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg Dietmar Woidke, des Landrats Siegurd Heinze und des Bürgermeisters Andreas Pfeiffer feierten wir am 8. Juli um 10 Uhr mit einem Festakt den Beginn des Wiedereinzugs der Gewerke in den ersten Nutzerteil des Gebäudes.
Der Ministerpräsident des Landes Brandenburg Dietmar Woidke: „Vorhang auf für den neuen Erweiterungsbau! Das erweiterte Werkstattgebäude an der neuen Bühne bildet einen ermutigenden Auftakt und zeigt die tolle Dynamik der Strukturentwicklung: Knapp drei Jahre nach dem Zuwendungsbescheid stehen wir bereits vor einem weitgehend fertiggestellten Gebäude. Ich danke sehr herzlich allen mit dem Bau und der Planung befassten Kräften für ihre Arbeit. Der heutige Festakt beweist, dass die Landesregierung ihr Versprechen wahrmacht: Die Investitionen aus den Finanzhilfen für den Kohleausstieg fließen nicht nur in die Schaffung neuer Industrie-Arbeitsplätze, sondern gleichfalls in kulturelle Projekte und die öffentliche Fürsorge. Die Stärkung von Lebensqualität und Vielfalt, die im Lausitzprogramm 2038 festgeschrieben wurde, ist kein leeres Gerede, sie zählt zu unseren Prioritäten. Von den beliebten Aufführungen und Kulturangeboten der neuen Bühne profitiert das gesamte südliche Brandenburg, auch dank der Mitarbeitenden in den Werkstätten, die mit ihren meisterhaften Bühnenbildern zum Erfolg der Senftenberger Bühne beitragen. Mögen die Kulissen der künftigen Inszenierungen das Publikum begeistern und in Scharen anziehen!“
Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Manja Schüle: „Mit attraktiven Kulturangeboten, zahlreichen Gastspielen sowie engagierten Kinder- und Jugendprojekten hat das Senftenberger Theater längst überregionale Strahlkraft. Umso mehr freue ich mich, dass die Werkstattsanierung und -erweiterung der neuen Bühne Senftenberg nun abgeschlossen ist – pünktlich zur neuen Spielzeit und als erstes Bauprojekt der Förderrichtlinie ‘Strukturentwicklung Lausitz‘. Denn: Die neue Bühne Senftenberg ist einer unserer wichtigsten Kulturpartner bei der erfolgreichen Gestaltung des Strukturwandels. Was mir besonders gefällt: Mit ihren Aufführungen und Projekten befördert die Neue Bühne Senftenberg wichtige gesellschaftliche Diskurse und steht damit exemplarisch für das freie Wort und die Freiheit der Kunst.“
Die Bauarbeiten an unserem Werkstattgebäude wurden dokumentarisch von den Videofilmern Senftenberg e.V begleitet. In der entstandenen Dokumentation kommen Beteiligte zu Wort, von denen Sie mehr über die Baumaßnahmen am Gebäude erfahren.