Showtime (ein enttäuschender Abend)

von Felix Krakau

Im Theater gibt es eine goldene Regel: „Der Lappen muss hoch!“ – egal wie. Aber was tun in der miss­li­chen Situation, wenn die Haupt­rol­le im Stau steht, die Ne­ben­rol­le Magen-Darm hat oder die Technik streikt? Dann schlägt seine Stunde. Seine Büh­nen­stun­de. Die des Uni­ver­sal­schau­spie­lers. Er ist in letzter Sekunde zur Stelle, bevor das Saallicht erlischt und sich der Vorhang öffnet. Wenn ei­gent­lich nichts mehr geht, das Publikum aber schon er­war­tungs­froh im Parkett sitzt und sich auf einen schönen, un­terhat­sa­men, womöglich sogar geist­rei­chen Thea­ter­abend freut.

Der Uni­ver­sal­schau­spie­ler David versucht mit allen Mitteln (der Kunst), den Abend zu retten. 50 klas­si­sche und genauso viele moderne Rollen hat er drauf, um ein­zu­sprin­gen, im Idealfall ohne, dass dem Publikum der Stunt überhaupt auffällt. Nor­ma­ler­wei­se sind da seine Kol­le­gin­nen, mit denen er spielen kann. Doch heute ist alles anders. Heute Abend ist David ganz allein auf der Bühne. Außer Atem steht er im Schein­wer­fer­licht, stemmt sich gegen das Scheitern und die Ent­täu­schung, auf einer Bühne, auf der sich alles in eine völlig un­vor­her­ge­se­he­ne Richtung ent­wi­ckeln wird.

In Felix Krakaus Monolog geht es im kleinen Kosmos Bühne plötzlich um Iden­ti­täts­fra­gen, Kind­heits­träu­me, um den Wunsch, etwas in der Welt hin­ter­las­sen zu wollen. Und führt zu der phi­lo­so­phi­schen Einsicht, dass es reiner Zufall ist, dass David heute hier auf dieser Bühne steht – wie so Vieles andere auch im Leben.

Regisseur Robert Eder im Gespräch • mehr über „Showtime“ erfahren

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RegieRobertEder
KostümbildKim Ludewig
DramaturgieKarolineFelsmann
mitSebastianZumpe