Showtime (ein enttäuschender Abend)
von Felix Krakau
Im Theater gibt es eine goldene Regel: „Der Lappen muss hoch!“ – egal wie. Aber was tun in der misslichen Situation, wenn die Hauptrolle im Stau steht, die Nebenrolle Magen-Darm hat oder die Technik streikt? Dann schlägt seine Stunde. Seine Bühnenstunde. Die des Universalschauspielers. Er ist in letzter Sekunde zur Stelle, bevor das Saallicht erlischt und sich der Vorhang öffnet. Wenn eigentlich nichts mehr geht, das Publikum aber schon erwartungsfroh im Parkett sitzt und sich auf einen schönen, unterhatsamen, womöglich sogar geistreichen Theaterabend freut.
Der Universalschauspieler David versucht mit allen Mitteln (der Kunst), den Abend zu retten. 50 klassische und genauso viele moderne Rollen hat er drauf, um einzuspringen, im Idealfall ohne, dass dem Publikum der Stunt überhaupt auffällt. Normalerweise sind da seine Kolleginnen, mit denen er spielen kann. Doch heute ist alles anders. Heute Abend ist David ganz allein auf der Bühne. Außer Atem steht er im Scheinwerferlicht, stemmt sich gegen das Scheitern und die Enttäuschung, auf einer Bühne, auf der sich alles in eine völlig unvorhergesehene Richtung entwickeln wird.
In Felix Krakaus Monolog geht es im kleinen Kosmos Bühne plötzlich um Identitätsfragen, Kindheitsträume, um den Wunsch, etwas in der Welt hinterlassen zu wollen. Und führt zu der philosophischen Einsicht, dass es reiner Zufall ist, dass David heute hier auf dieser Bühne steht – wie so Vieles andere auch im Leben.